Wissenswertes

Böhmische Glasperlen

Glasperlen aus der Region um Gablonz (Jablonec nad Nisou) in Nord-Böhmen sind immer ein hochwertiges Produkt. Sie sind rund um den Erdball bekannt. Sie besitzen einen fabelhaften Ruf und sind bei Schmuckliebhabern gleichermaßen beliebt und geschätzt, wie sie bei Sammlern gefragt sind.

Gablonz liegt am Südhang des Isergebirges (Jezerské hory). Es war Hauptsitz der Schmuckindustrie. Das Isergebirge bildet einen Teil der Sudeten und verbindet das Zittauer Gebirge mit dem Riesengebirge. Es ist das Quellgebiet von Iser, Queis und Lausitzer Neiße.

Die hochinteressante Geschichte ihrer Herstellung und ihres Vertriebes in alle Welt kann als ein Mosaiksteinchen in der reichen europäischen Kulturgeschichte gelten.

 

Zur Besiedlung des Isergebirges

Die Glasherstellung mit nachfolgender Glasperlenfertigung verläuft annähernd zeitgleich mit der relativ späten Urbarmachung und Besiedlung des Isergebirges. Diese erfolgte in mehreren Etappen auf Veranlassung, von besonders Kaiser Karl IV. im 14. Jahrhundert. In bis dahin unbewohnbare bergige und waldreiche Gebiete wurden nach und nach hauptsächlich deutsche Bauern, Handwerker, Baumeister, Berg- und Kaufleute von den böhmischen Landesfürsten angeworben. Sie kamen größtenteils aus Bayern, Franken, Obersachsen, Schlesien, aber auch aus Österreich und sogar aus Venedig. Durch die Hussitenkriege, Pestepidemien und dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Bevölkerung jedoch wieder um mehr als zwei Drittel vermindert, vieles zerstört und vernichtet. Erst nach 1648 kam es Zug um Zug zur Gestaltung des charakteristischen Isergebirgsgebietes.

 

Anfänge der Glasmacherei

Mit Fleiß, Ausdauer, Geschicklichkeit, Gestaltungskraft und Erfindergaben entwickelte sich die Region von Holzfällersiedlungen zu einem der am stärksten industrialisierten Gebiete Österreich-Ungarns im 19. Und 20. Jh.. Zu den erfolgreichsten, spektakulärsten Entwicklungen gehörte die Glasmacher- und Schmuckindustrie, welche vorwiegend in Gablonz und Umgebung beheimatet war. Ab Mitte der 1540er Jahre siedelten die ersten Glasmacher im Raum Gablonz. Sie kamen wohl aus dem Bayrischen Wald. Für dieses Gebiet sind die frühesten Glas-Und Perlenhütten bereits im 14.Jh. nachgewiesen. Es sind aber auch aus Venedig geflohene, von „Schleppern" geführte Glasmacher unter ihnen gewesen.

 

Voraussetzungen für weitere Entwicklung

Die an Holz und Wasserläufen reiche Region bot für die Glas- und Perlenmacherei gute Voraussetzungen. Hinzu kam, daß es sich bei dem gewonnenen, um vergleichsweise hochwertiges Glas (Gehalt an Pottasche) oder um Bleikristall handelte, was viel besser zum Schleifen geeignet war, als zum Beispiel das in Venedig/Murano hergestellte Glas. Dies hatte zur Folge, daß bereits in den frühen Wanderglashütten Glas geschliffen wurde. Die späteren Glasschleifer-Werkstätten sind aus ihnen hervorgegangen. Mit der Verbesserung der Wegeverhältnisse und Transportmöglichkeiten wurden die Glasmacher seßhaft. Die Schleifereien blieben  jedoch noch lange Zeit wassergetrieben. Etwa ab der Mitte des 19.Jh. wurden die Öfen mit Steinkohle befeuert; zu Beginn des 20. Jh. wurden sie mit Öl befeuert, was im weiteren Verlauf durch mittels Elektrizität beheizte Öfen ersetzt wurde.

 

Zu den Herstellungsformen der Glasperlen

Schritt für Schritt entwickelten sich auch die Techniken der Glasperlenherstellung, die Schleiftechniken sowie die Glasfärbetechniken weiter.

Nach der Art der Herstellung werden einfach gesagt folgende Perlensorten unterschieden:

Die gewickelten Perlen gehören zu den am frühesten hergestellten Perlen. Dabei wird zwischen denjenigen unterschieden, die nach der zuerst und sehr lange praktizierten Art am Hüttenofen „aus dem Hafen" gewickelt wurden und denen, die nach zeitgemäßer Art „vor der Lampe" gewickelt (und auch verziert) werden.

Die gezogenen, gehackten oder gesprengten Perlen.

Die Hohlperlen.

Gedrückte Perlen

 

Die ersten drei Herstellungsformen sind im Grunde seit dem 16. Jh. bekannt. Besonders charakteristisch für die Perlen aus Böhmen sind die gedrückten Perlen geworden. Es ist eine Herstellungsart, die seit dem 18. Jh. bekannt ist und wie die übrigen auch, technisch mehr und mehr vervollkommnet wurde.

Geschichtlich gesehen begann die Formgebung der flüssigen Glasmasse schon in der Glashütte direkt nach dem Schmelzvorgang. Dabei wurden hauptsächlich vier Arten unterschieden: Blasen, Pressen, Gießen und Ziehen.

Mittels des Ziehens wird das für das Drücken der Perlen verwendete Stangenglas gewonnen (2 bis 3cm Durchmesser). Aus den  Stangen wurden noch in der Hütte die dünnen Stangerl oder Stengel, die Lampenstengel für die Arbeit an der Lampe gezogen (etwa 0,5cm Durchmesser). Die hölzernen, sog. Ziehgänge der Glashütten waren bis zu 200m lang und waren somit schon äußerlich zu erkennen. Der Glaszieher (tireur) zog darin die flüssige Glasmasse 15 bis 30m weit zu einem Glasstrang aus (später mit Fahrrad und weiteren Technisierungen, schließlich maschinell bis zu 200m). Die Stangen der Perlenmacher sind ungefähr 1m lang. Werden die hohlen Stengel noch dünner gezogen, nennt man sie Fäden. Diese bilden die Grundlage für die Veredlung zu Filigran-, Mosaik- und Millefiorigläsern.

Für die Herstellung von Hack-, Spreng- und Schmelzperlen werden Glasröhren benötigt, die den Stangen in Form und Herstellung weitgehend gleichen.

Kleine bis mittelgroße Schmelzperlen werden als Rocailleperlen bezeichnet (hirsekorn- bis kleine Haselnußgröße). Noch kleinere Rocailleperlen, eigentliche Schmelzperlen werden als Stickperlen, Charlottes oder Margaritini bezeichnet.

Ab Mitte des 19.Jh. wurde auch die Produktion des sog. Schmelzes (Hacke- oder Sprengperlen) mechanisiert. Unter Schmelz (Stiftlein) versteht man hier hohle, gefärbte Glasröhrchren. Diese werden nach dem Erkalten in Teilchen beliebiger Größe zerhackt (nachdem sie vorher angeritzt wurden) und danach mittels erhitzen gerundet. Der Röhrchenkörper darf dabei jedoch nicht schmelzen. 1886 kommen die ersten Sprengmaschinen aus Venedig nach Böhmen. Es werden venezianische Facharbeiter angeworben. Mit deren Hilfe wurde die industrielle Schmelzerzeugung aufgebaut. Bereits 1888 wurden im bekanntesten Betrieb (Riedel) 10 000kg. pro Tag produziert.

Hohlperlen werden hauptsächlich aus Glasröhren durch Erhitzen und Aufblasen, zumeist an der Lampe gefertigt. Es wird in eine Halbform oder Form aus Holz oder Metall geblasen, um Gleichmäßigkeit zu erzielen. Natürlich gibt es auch mundgeblasene Perlen, die nicht in einer Form geblasen werden. Zum Verzieren kann z.B. geschmolzenes Glas aufgetragen werden, während dieses noch heiß ist.

 

Zur Glaskomposition in Böhmen

Unter Kompositglas (ital. smalto, franz. émail, engl. paste) wird spezielles, bleihaltiges und leichter als andere Glasarten schmelzbares Glas verstanden. Es kann in wunderschönen Farben hergestellt werden, die wirklichen Edelsteinen täuschend ähnlich sein können. Diese Kompositglas, seinerzeit auch als „Venezianischer Fluß" bekannt, wurde lange Zeit in Böhmen eingeführt. Wie die strenggeheimen Rezepturen schließlich bekannt geworden sind oder ob sie in Böhmen unabhängig von den bestehenden erfunden wurden, ist nicht genau erforscht. Fest steht, daß etwa ab dem zweiten Drittel des 18. Jh. rund um Gablonz, z. B. in Morchenstern (Mrzovka), Wiesenthal ( Lucany), Liebenau (Hodkovice), Turnau, Semil (Semily) und Albrechtsdorf (Albrectice) Kompositionsbrennereien und -fabriken zunehmend arbeitsfähig wurden und immer größere Mengen hergestellt worden sind. Lange Zeit waren die Farben Rubin und Granat am meisten beliebt. Die Steine und Perlen waren in ihrer Qualität und Schönheit enorm gefragt, begehrt und geschätzt; praktisch weltweit. Mit Ideenreichtum, schöpferischem Willen und Kraft kam die Kompositglasherstellung zu Beginn des 19, Jh. auf einen Höhepunkt. Sie wurde praktisch konkurrenzlos.

 

Zum Glasperlenschliff

Ab dem 15.Jh. ist der Schliff von Edelsteinen bekannt. Nachfolgend versuchte man, auch Glas und Glassteine in ähnlicher Weise zu schleifen. Es ergab sich, daß die Komposit- und bleihaltigen Gläser aus Böhmen ganz besonders dafür geeignet waren. Geschliffen wurde von Hand in hand-, fuß- und vor allem wasserbetriebenen Schleifmühlen. In tausenden solcher Werkstätten haben zehntausende von Arbeitern ein in der Welt überaus geschätztes,  globales Handelsgut erzeugt- die facettierte  böhmische Glasperle -  ein edelsteinähnliches Produkt. Sie traf mit ihrer Farbgebung, Form und ihrem schimmernden unwiderstehlichen schimmernden Glanz den Geschmack unzähliger Liebhaber. Und sie war vergleichsweise sehr günstig im Preis. Schließlich wurde sie sogar zum Synonym für böhmische Perlen überhaupt.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. ist der Einsatz von Maschinen in der Glasschleiferei bekannt. Geradezu revolutionär war die Einführung eines mechanischen Schleifapparates, den Daniel Swarowski aus Georgenthal bei Gablonz 1892 zum Patent in Prag angemeldet hatte. Die jetzt präziser, nach Swarowski Art geschliffenen Steine galten als die besten der Welt. Unter Fassetten versteht man dekorative, meist geometrische kleine drei- oder viereckige glattpolierte Flächen.

 

Einige wichtige Charakteristika

Die ständig weiter entwickelte Technik des Perlendrückens mit verschiedenst geformten Drückerzangen hatte zu deren gewünschter Gleichmäßigkeit in einer kaum übersehbaren Vielzahl von Dekoren geführt.

Die große Menge der geheimen Gemengerezepturen für die Färbungen der Kompositgläser hatte eine ganz neuartige und bis dahin einmalige Farbigkeit (klare, kräftige und leuchtende Farben) in allen gewünschten Tönen ergeben.

Der Facettenschliff schließlich, ließ die Perlen in verführerischer Weise glänzen.

 

Diese  drei Säulen sind es vor allem, die den sensationellen, einmaligen und weltweiten Erfolg der böhmischen Glasperlenherstellung ausmachen. Diese war im 19. Und 20. Jh. Zug um Zug in industrielle Produktionsformen übergegangen. Zig- tonnenweise wurden die Erzeugnisse der Gablonzer Glasbijouterie* in aller Herren Länder geliefert und abgesetzt. Man hatte praktisch einen weltumspannenden Handel aufgebaut.

*Bijouterie (franz.) - Modeschmuck, preiswerter Schmuck, industriell hergestellte Schmuckwaren

 

Die Glasperlen können nun weiter „veredelt" werden. Dazu gehört die nachträgliche farbliche Bearbeitung der inneren oder äußeren Oberfläche. Dafür haben die einzelnen Hersteller ihre Geheimrezepte.

Das Glasieren von Perlen ist bereits 1818 beschrieben. Im 20.Jhd. hat sich das oberflächliche Färben (Ätzen) durch Tauchen durchgesetzt. Durch diese Technik können selbst Farbnuancen erzielt werden, die im gefärbten Glas kaum möglich sind. Die Farbpalette ist faszinierend, vor allem wenn wir gefärbte transparente oder opake Perlen betrachten, deren Glanz durch Irisierung oder Lüstrierung noch gehoben wird.

Beim Lüstrieren werden die Perlen mit mehreren Schichten einer Metalllösung übezogen, so daß sie an der Oberfläche z.B. die Farbe von Kupfer erhalten. Über Vergoldung und Versilberung - sowohl von innen als auch von außen- liegen schon Berichte aus dem frühen 19. Jhd. vor.

Irisierend wird eine Oberfläche durch metallische Bedampfung in sehr dünnen Schichten, so daß ein Regenbogeneffekt entsteht.

Mattierte Oberflächen erhält man durch stundenlange Reibung in einer sich drehenden Trommel.

Zum Handel

Der internationale, weltumspannende Handel mit Glasperlen ist eine Geschichte für sich. -

Der Handel mit diesen entzückenden Schmuckperlen aus Gablonz, dem Zentrum der böhmischen Schmuckindustrie, hat sich von seiner einfachsten Form vom Wanderglashändler vom 17. Jh. an entwickelt. Es bildeten sich Handelsfamilien, Handelskompanien und Handelshäuser. Die Handelswege formierten sich zu Lande und zu Wasser. Sie gingen hauptsächlich vom Zentrum in Gablonz, von Blottendorf (Polevska), Haida (Novy Bor) und Steinschönau (Kamenický Senov) aus. Die Wege der Exportfirmen dehnten sich in dem Maße aus, wie sich die Produktion erweiterte. Sie führten nach Deutschland, Spanien, Portugal, Polen und Italien. Sie führten nach Rußland, Sibirien und von dort aus nach Alaska. Sie führten auch nach Kanada, in den amerikanischen Nordwesten, nach Arizona, Kalifornien, Mittel- und Südamerika. Exportiert wurde weiter nach Afrika, in den Mittleren Osten, nach Südostasien, Indien und China. In den östlichen Ländern sind diese Perlen als Bohemian beads oder Russian beads bekannt. In Afrika werden sie als Ambassador beads bezeichnet. Die Benennung dafür in Nordamerika lautet Hudson-Bay-Company beads. Ein ausschlaggebender Grund für diesen enormen Erfolg war, daß man in der Herstellung unermüdlich die Angebote den Nachfragen entsprechend zu gestalten verstand.

 

Zum Ende der Entwicklung

Im nordböhmischen Industriebezirk, dem Landkreis Gablonz, lebten 1930 mehr als 113 000 Einwohner. Es gab mehr als 4 100 Industriebetriebe und 520 Exportunternehmen.

Deutsche und Tschechen hatten seit etlichen Jahrhunderten alles in allem ohne größere Schwierigkeiten nebeneinander gelebt. Die Katastrophe nahm ihren Anfang mit der Angliederung an das Deutsche Reich im Jahre 1938. Sie erreichte ihren Höhepunkt mit den Leiden des 2.Weltkrieges, der auch diese Region nicht verschonte. An dessen Ende mussten die Deutschen - bis auf wenige Fachkräfte - Böhmen verlassen. Sie verloren ihren materiellen Besitz, nahmen aber ihre industrielle Kultur, ihr handwerkliches Geschick, ihr kaufmännisches Wissen und ihre in vielen Generationen gewachsenen Erfahrungen mit.

 

Nach 1945

Im Gegensatz zu den meisten der vertriebenen sudetendeutschen Menschen fanden sich die Gablonzer zum größeren Teil in Bayern und Österreich zusammen.

In der Region von Enns und Kremsmünster wurde 1947 die „Gablonzer Genossenschaft MBH" gegründet. Sie zählt mehr als 200 Mitglieder.

Das Bedeutendste dieser neuen Zentren entstand in einem Stadtteil von Kaufbeuren, der 1952 Neugablonz genannt wurde. Hier entstand in den Trümmern einer Munitionsfabrik eine neue Schmuckindustrie.

In Jablonec nad Nisou, dem früheren Gablonz, sind heute 11 000 Menschen in der Glas- und Bijouterieherstellung beschäftigt. Hier ist heute weltweit der größte Verband Schmuck herstellender Betriebe angesiedelt. Es wird überwiegend für den Export, zum Teil noch in traditioneller Weise produziert. Die hochwertigen Perlen sind gefragt und beliebt wie in ihren besten Zeiten.

Sowohl in Jablonec nad Nisou als auch in Neugablonz gibt es eine Glasfachschule. Seit Juli 2009 besteht zwischen ihnen eine Städtepartnerschaft.

Vom 17. bis 19. September 2010 wird in Jablonec nad Nisou die 5. Internationale Konferenz zur Geschichte der Glasfertigung in Böhmen stattfinden.

 

 

Perlen aus Gablonz

Historismus und Jugendstil

Waltraud Neuwirth

ISBN: 3-900282-44-7

Selbstverlag: Dr. Waltraud Neuwirth, Wien, 1994

560 Seiten, 362 Abb. S/w und farbig

Durchgängig zweisprachig deutsch und englisch

 

Die Spur der Glasperlen

Produktion, Handel und Aneignung von Glasperlen

Ulf Vierke

ISBN: 978-3-8364-3163-7

VDM Verlag Dr. Müller, 2007

584 Seiten, 51 Abb. S/w, 31 Tabellen und Diagramme

Der gesamte Text ist im Internet im PDF-Format frei nachlesbar.

 

Geschichte der Sudetendeutschen

Rudolf Meixner

ISBN: 3-921332-97-4

Helmut Preußler Verlag, Nürnberg, 1988

135 Seiten

 

Sudetenland

Wegweiser durch ein unvergessenes Land

Rudolf Hemmerle

ISBN: 3-86047-183-X

Bechtermünz Verlag

496 Seiten, 537 Abb. S/w und farbig

 

 

 

Meeresperlen

Meeresperlen der verschiedensten Arten, Formen und Farben gehören im natürlichen, be- oder verarbeiteten Zustand seit Urzeiten als schmückende Gegenstände zum Weg des Menschen. Sie wurden ebenso als Zahlungsmittel, wie als Amulette, Talismane oder als Chips in Spielkasinos verwendet.

Ihre erlesensten Stücke sind in Museen und Schatzkammern (z.B. Grünes Gewölbe in Dresden) zu bewundern und teilweise legendenumwoben. Sie werden aber auch in Palästen, Tresoren und Safes unter Verschluß gehalten und von ihren Besitzerinnen oft in kaum unterscheidbaren Imitationen in der Öffentlichkeit getragen.

Dank moderner Gewinnungs-. Züchtungs- und Verarbeitungsmethoden sind diese Perlen heute für breite Kreise  von Schmuckliebhabern erschwinglich geworden. Wenn auch der Geldwert der allermeisten dieser Perlen bei weitem geringer geworden ist, so sind sie  längst nicht um so vieles weniger schmückend. Seit vielen Jahrhunderten zeitlos sind sie doch stets aktuell geblieben und in neuerer Zeit besonders auch bei jüngeren Menschen und Designern sehr gefragt.      

 

Muschelperlen

Unter der Bezeichnung Muschelperlen werden in der Schmuckperlenbranche allgemein Perlen verstanden, die aus der Schalensubstanz von  Salz- und Süßwasser-Muscheln und -Schnecken oder aus sehr kleinen, ganzen Muscheln bestehen. Es sind also nicht die Perlen von perlbildenden Muscheln und Austern gemeint.

Schmuck aus diesem symbolträchtigen  Ausgangsmaterial  wurde bei Ausgrabungen in Gräbern der Jungsteinzeit, also bereits aus der Zeit um 4900 v.Chr. gefunden. Das Perlmutt, die innere Auskleidung von Muscheln und Schnecken, sorgt mit dem ihm eigenen irisierenden Glanz für den, je nach Muschelart dominierenden Farbschimmer. Das Material und die Perlmuttfarben eignen sich perfekt für verschiedenste Schmuckstücke. Muschelperlen sind sowohl in ihren natürlichen Farben, wie auch in vielen gefärbten Tönen zu haben. Wie ihre Farben, so können auch ihre Formen ganz verschieden gearbeitet oder natürlich sein.  Von elegant bis sportlich, von zeitlos bis modisch und von folkloristisch bis Ethno-Look lassen sich für jung und alt, Frau und Mann und nicht zuletzt auch für Kinder für jeden Anlaß und Geschmack die passenden Accessoirs finden.Der große Kreis der Freunde von Muschelperlen weiß sehr gut, was man aus dem Material alles herstellen kann. Dies alles aufzuzählen und zu beschreiben, würde hier zu weit gehen.

 

Die Muschel - Kernperlen ( MKP )

Mit bloßem Auge sind diese perfekt runden Perlen nicht von den echten und sündhaft teuren Tahiti- oder Südseeperlen zu unterscheiden. Im Gegensatz zu diesen wachsen sie nicht natürlich heran. Ihre Substanz besteht jedoch im Grunde aus dem gleichen Material.

Muschelkernperlen werden industriell hergestellt. Dabei wird ein tatsächlicher, rund geschliffener Muschelkern in mehreren Arbeitsgängen mit fein gemahlenem Perlmutt schichtweise ummantelt. Auf diese Weise entsteht eine vollkommen runde, robuste Perle von kristalliner Struktur. Diese wird abschließend mit einer widerstandsfähigen Farbglasur versehen, welche in sämtlichen Farbnuancen der natürlich gewachsenen Perlen möglich ist. Auch deren Glanz und zartes Farbenspiel ( Lüster ) werden praktisch makellos erreicht.

Ebenfalls im Handel sind Muschel–Kernperlen, bei denen bereits die Perlsubstanz mit Farbpigmenten angereichert ist.

Muschel–Kernperlen liegen ganz und gar im Zug der Zeit.  Mit ihrer edlen Ausstrahlung und ihrem Preisniveau bilden sie bei sehr vielen Gelegenheiten eine ausgezeichnete, kostengünstige Alternative zu den eigentlichen Tahiti- oder Südseeperlen, nicht zuletzt auch dann, wenn die „Echten“ aus Sicherheitsgründen besser im Tresor aufgehoben sind.

 

Korallen (v. griech. korállion)

Die Korallen zählen zu den ältesten Bewohnern der Erde. Sie sind festsitzende, kolonienbildende Nesseltiere Es gibt sie seit mehr als 500 Millionen Jahren. Bekannt sind mehr als 6500 Arten, die sich auf Stein-, Horn- und steinig/hornige Formen verteilen. Sie wachsen vielfach verzweigt auf dem Meeresboden in allen, jedoch zumeist warmen, tropischen Meeren im Flachwasser. Es gibt aber auch Tiefseekorallen.Korallen sind selten gleichmäßig gefärbt.

In unserem Sortiment befinden sich Bambuskorallen und Schaumkorallen. Beide Formen fallen nicht unter das entsprechende aktualisierte Artenschutzabkommen aus dem Jahr 2000.

Bambuskorallen werden in der Natur stets hellbeige bis weiß angetroffen. Sie ähneln ungefärbt einem Bambusast und haben daher ihren Namen. Sie sind gefärbt und werden mit  Kunstharz überzogen. Dadurch werden brillantere Farben und ein intensiverer Glanz erzielt.

Schaumkorallen sind Teile der Momo-Koralle, welche den Übergang vom  Fuß der Koralle zum Korallenstock bilden. Unbehandelt ist ihre Farbe weißlich matt bis graubraun. Aus diesem Grunde wird auch sie, wie praktisch fast alle Korallenarten gefärbt und mit Harz "versiegelt".

Korallen sollte man in Abhängigkeit vom Tragen wöchentlich bis monatlich einmal in klarem Salzwasser spülen und nicht in die Sonne legen.  

 

Perlmutter (verkürzt Perlmutt); engl. mother-of-pearl

Unter obengenanntem Begriff versteht man die glatte, schimmernde Innenauskleidung, die innerste Schicht von Muscheln, Schnecken und Austern. Es handelt sich um ein sogenanntes Biomineral, welches zu 95% aus Calciumcarbonat ( Aragonit ) und zu fünf Prozent aus dem organischen "Bindemittel" Conchin besteht. Biomineral ensteht als Folge der Lebenstätigkeit von Organismen. Es ist die gleiche Substanz, aus welcher sich Perlen ( engl.pearls) im engeren Sinne bilden.

Die Grundfarbe von Perlmutt ist gewöhnlich weiß. Der Perlmuttschimmer kann jedoch von tiefschwarz über blau, grün, rötlich, bis zu milchigem und klarem Weiß reichen. Infolge des schichtweisen Aufbaus der Substanz wird das auftreffende Licht in schillernde, regenbogenartige Farben zerlegt (irisiert) , die sich je nach Blickwinkel ändern.

Perlmutt ist höchst dekorativ und dabei relativ preisgünstig. Es wird für die Schmuckherstellung, aber auch z.B. für Intarsienarbeiten, edle Knöpfe usw. in vielfältiger Weise verwendet.  

 

Süßwasserperlen (Zuchtperlen; engl. freshwater pearls) werden auch als Frischwasserperlen bezeichnet.

Nahezu alle im Handel befindlichen Perlen (ca.99%) sind Zuchtperlen. Dabei wird zwischen den Zuchtperlen,deren Lebensraum Salzwasser ist und denen, deren Lebensraum Süßwasser ist, unterschieden. Wir bieten Süßwasserzuchtperlen an. Etwa ab 1914 hat man diese Perlen in Japans größtem See, dem Biwa-See in einer bestimmten Muschelart gewonnen. Nachdem in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts infolge starker Verschmutzung des Sees die Produktion zum Erliegen kam, hat heute China den führenden Platz in der Zuchtperlengewinnung inne. In den letzten 15 bis 20 Jahren hat sich deren Qualität sehr stark verbessert, so daß sie oft kaum noch von Südseeperlen zu unterscheiden sind (eine eindeutige Unterscheidung gelingt nur mit Hilfe von Röntgenaufnahmen). Wie diese bestehen sie aus einer zu 100% gewachsenen soliden Perlmuttschicht mit all ihrem betörend schönen Schimmer und  Glanz. Sie wachsen in runden und anderen (barocken) Formen und entstehen in einer Vielzahl von Farben; neben dem "klassischen" Weiß z.B. purpur- lavendel- pfirsich- und malvefarben, im Grunde in mehr als allen Farbabstufungen des Regenbogens. Nicht zuletzt wegen ihres im Vergleich zu Salzwasserzuchtperlen ausgesprochen attraktiven Preises sind diese, in immer größeren Kreisen von  Schmuckliebhaberinnen begehrten Schmuckelemente ausgesprochen beliebt.     

 

Keramikperlen

Perlen aus TON gehören, ähnlich wie die Muschelperlen,  zu den ältesten von Menschen gefertigten Schmuckelementen. Es sind Kunstwerke aus Naturmaterialen,  die  seit  Jahrtausenden nichts  von ihrem Reiz und ihrer Beliebtheit  eingebüßt haben. Teilweise sind sie sogar von mythischen Legenden umgeben.

Belegt ist ihr Vorkommen schon in praekolumbianischer Zeit in Mittel- und Südamerika, auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent, so wie auch im europäischen Raum.  Sie galten seither als besonders wertvoll, wie Grabbeigaben beweisen. Bedeutenden, mächtigen und wohlhabenden Personen und Familien in ihrer jeweiligen Zeit legte man solches Schmuckwerk aus Keramik mit in ihre letzte Ruhestätte.

Die Herstellungsweise entspricht heute größtenteils nicht mehr der früheren, überwiegend rein kunsthandwerklichen Form. Sie ist in unserer Zeit weitgehend industrialisiert, nicht zuletzt auch, um dem gestiegenen weltweiten Bedarf zu entsprechen. Im Hinblick auf die Herstellungsweise trifft dies auch auf den einige tausend Jahre später  geschaffenen Werkstoff PORZELLAN zu. Aber selbst dies geschieht noch in einer sehr frühen Phase der Entwicklung menschlicher Kultur.

 

Tonperlen

Perlen aus Ton wurden schon lange Zeit gefertigt und als Schmuck verwendet, bevor es zur Verarbeitung metallischen Materials, wie auch zur Herstellung und Verarbeitung von Porzellan kam. Die einfachsten Formen bestanden aus Ton, der sich sehr gut zwischen den Fingern formen ließ und dann in der wärmenden Sonne getrocknet und fest wurde. In noch feuchte Kügelchen wurden mit den Fingernägeln oder mit dafür tauglichen Gegenständen einfache, individuelle Muster eingeritzt. Die frühesten Perlenformen aus Ton stammen aus der neolithischen Epoche, also aus der Periode zwischen 8000 und 6500 vor unserer Zeitrechnung.

Später wurden die Perlen und andere Gegenstände aus Ton in Freiluftöfen gebrannt, was kunsthandwerklich noch heute praktiziert wird. In den meisten Fällen sind in unserer Zeit jedoch, besonders  wenn es um die Herstellung  größerer Stückzahlen geht, elektrische Brennöfen im Einsatz. Es gibt diese Perlen in erdigen Naturfarben mit schlichtem, aber durchaus dekorativem Dekor sowie in diversen geometrischen Formen. Sie werden aber auch bemalt, anschließend glasiert und danach noch einmal gebrannt. Bedeutende Zentren der Tonperlenfabrikation mit  jahrhundertelanger Tradition und entsprechenden Erfahrungen befinden sich zum Beispiel in Indien und in Peru. Überwiegend aus diesen Ländern stammen die Tonperlen  in unserem Sortiment.

 

 

Porzellanperlen

 Porzellan wurde vor etwa 1500 Jahren in China „erfunden"(in Europa ab 1708; Meißen). Seine wichtigsten Bestandteile sind Kaolin (weicher, formbarer Ton, auch als Porzellanerde bezeichnet), Feldspat und Quarz.  In seinen Gebrauchsformen ist es aus dem Alltag der Menschen nicht wegzudenken und in seinen wertvollen kunsthandwerklichen und künstlerischen Formen in Ausstellungen und Museen zu bestaunen. Zu den Schmuckelementen die daraus hergestellt wurden und werden gehören seit alters her auch die Perlen. Sie besitzen eine homogene Oberfläche und ihre Dekors werden in ganz verschiedenen Stilrichtungen angeboten. Als klassisch ist die ebenfalls erstmals in China eingeführte blaue Malerei auf weißem Grund zu bezeichnen, welche in vielerlei ornamentalen und floralen Motiven, aber beispielsweise auch in Form von  symbolhaltigen Schriftzeichen entwickelt wurde.

Solche blauweißen Porzellanperlen werden daneben mit zusätzlichen Farbnuancen hergestellt, wie überhaupt eine große Vielfalt farbiger Gestaltungen möglich ist. Das Spektrum der Dekors reicht vom fernöstlichen Ethno - Look bis zu ausgesprochen spaßigen, wie auch mit den aktuellen Trends wechselnden Motiven. Die Perlen kommen heute aus verschiedenen Erdteilen .  Wir beziehen sie zum größten Teil aus dem Land mit der längsten Tradition - aus China.

 Porzellanperlen sind ausgezeichnet mit anderen, auch leichteren Materialien oder z.B. mit Swarovskiperlen zu kombinieren. In jedem Falle vermitteln sie eine Optik und Attraktivität im Sinne eines nicht ganz alltäglichen Bestandteils weiblicher Kultur.